Brno - Villa Tugendhat

Das einzige tschechische Denkmal der modernen Architektur auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes.
Die funktionalistische Villa entstand in den Jahren 1929 bis 1930 im Brünner Stadtviertel Černá Pole. Der Auftraggeber des Baus war das Ehepaar Tugendhat (Greta Tugendhat , geb. Weissová, 1903–1970 und Fritz Tugendhat, 1895–1958), das in einem „modernen geräumigen Haus mit klaren und schlichten Formen“ leben wollte. Das Ergebnis war (und ist nach wie vor) das bedeutendste europäische Bauwerk des Architekten Ludwig Mies van der Rohe (1886–1969). Dieser musste mit einem abschüssigen Grundstück mit südwestlicher Orientierung fertig werden, das ihm für den Bau zur Verfügung stand. Die Beschaffung des Geländes erwies sich letztendlich als ein Vorteil, denn sie führte den Architekten zur Schaffung einer wohl durchdachten geräumigen Anordnung des Hauses: die Villa ist dreistöckig, der Hauptwohnraum ist im zweiten Stock, wo sich noch die Küche, Räume für das Personal und auch die Terrasse und der Wintergarten befinden. Unter dem Wohnraum ist das Kellergeschoss mit dem Technikraum, in der dritten Etage sind die Kinderzimmer und das Schlafzimmer untergebracht. Dank der Tatsache, dass die Villa auf einem Hang steht, befindet sich der Zugang von der Straße gerade auf dieser obersten Etage. Von der Straße aus ist der Durchgang zur Terrasse möglich. Im Haus befinden sich noch eine Wohnung für den Fahrer und eine Garage.
Unter dem Hausverputz verbirgt sich ein Stahlskelett und ein Mauerwerk aus Ziegeln, ein Teil des Bauwerks wird von Stahlpfeilern mit einem Kreuzgrundriss getragen, die auch durch den Hauptwohnraum hindurchgehen (mit Chromabdeckungen ummantelt).
Die Villa hatte damals „unglaubliche“ fünf Millionen Kronen gekostet, gleichbedeutend mit einem Preis, der dem Wert von beinahe zehn „normalen“ Miethäusern entspricht.
Das Ehepaar Tugendhat musste im Jahre 1938 wegen seiner jüdischen Herkunft in die Schweiz emigrieren und ging später von dort aus in die Vereinigten Staaten. Die verlassene Villa wurde im Jahre 1939 von der Gestapo beschlagnahmt. Zu Kriegsende wurde das Haus, insbesondere seine Innenausstattung, von den Divisionen der Roten Armee stark beschädigt. Ab dem Jahr 1945 diente die Villa verschiedensten Zwecken, unter anderem befanden sich hier eine Tanzschule und ein Kinderrehabilitationszentrum. In den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts wurden endlich die Bauarbeiten zur Rettung und Erneuerung der Villa eingeleitet, im Jahre 1963 wurde die Villa zum immobilen Kulturdenkmal erklärt. Im Jahre 1970 schritt man zur Erneuerung des Gartens. In den Jahren 1981 bis 1985 erfolgte eine grundlegende Rekonstruktion des gesamten Denkmals. Im Jahre 2001 wurde dieses berühmte Bauwerk von Ludwig Mies van der Rohe auf die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes eingetragen.
Seit März 2012 ist das Denkmal nach einer zwei Jahre andauernden Rekonstruktion und Renovierung für Besucher erneut eröffnet. Diese können im Rahmen des erweiterten Besichtigungsrundgangs auch das bemerkenswerte technische Geschoss des Hauses besichtigen. In der Ausstellung, die der Villa gewidmet ist, lernen die Besucher die Person des Architekten Mies van der Rohe und das Leben der Familie Tugendhat kennen.
Tel.: +420 515 511 015
www.tugendhat.eu